Wie schwer die Last ist, an der die Überlebenden der Hölle von Bergen-Belsen tragen, können wir, die das Grauen dieses Lagers nicht erlebt haben, kaum ermessen“, sagte die Kulturstaatsministerin bei der Gedenkfeier am 4. September 2022.
Fast 60 Holocaust-Überlebende und ihre Angehörigen waren aus 13 Ländern zu der Veranstaltung im ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen angereist. Viele von ihnen nehmen den Weg an den einstigen Ort des Grauens seit Jahren regelmäßig auf sich, um dort als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von ihren schmerzvollen Erfahrungen zu berichten – „in der Hoffnung, dass wir und künftige Generationen Sorge dafür tragen, dass sich dieses Grauen niemals wiederholt“, sagte Roth.
Kranzniederlegung im Gedenken an Opfer
Die Kulturstaatsministerin dankte den Überlebenden für ihr außerordentliches Engagement. Zugleich mahnte sie: „Dieses Erinnern ist Auftrag und Verpflichtung für uns. Wir werden jeder Art von Antisemitismus und Relativierungsversuchen des einzigartigen Menschheitsverbrechens Holocaust mit Entschiedenheit entgegentreten, wie auch Antiziganismus, Rassismus und jeder Form von Menschenfeindlichkeit.“
Zum Abschluss der Veranstaltung am Obelisken legte die Staatsministerin dort sowie am jüdischen Mahnmal je einen Kranz nieder. Die Gedenkfeier war ursprünglich bereits zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers im Jahr 2020 geplant gewesen und musste pandemiebedingt immer wieder verschoben werden.
Roth: Bergen-Belsen war Inbegriff des Grauens
Am heutigen Erinnerungsort im niedersächsischen Lohheide befand sich von 1940 bis 1945 ein Kriegsgefangenenlager der Deutschen Wehrmacht. Ab April 1943 diente es zusätzlich als Konzentrationslager. Die insgesamt 120.000 Häftlinge kamen aus fast allen Ländern Europas. Mehr als 52.000 von ihnen starben in Bergen-Belsen, über 35.000 allein in den letzten drei Monaten. Am 15. April 1945 befreiten britische Soldaten das Lager. Sie fanden tausende unbestattete Leichen und zu Skeletten abgemagerte Menschen vor.
Erinnern, um wachsam zu bleiben
Die Gedenkstätte Bergen-Belsen ist heute ein internationaler Erinnerungsort mit Bildungs- und Forschungsstätte. Dazu gehören eine Dauerausstellung, ein Archiv, eine Bibliothek und ein breit gefächertes Lern- und Vermittlungsangebot. Mahnmale aus der Nachkriegszeit erinnern an die Opfer, unter ihnen Anne Frank, Jean Améry oder Anita Lasker-Wallfisch.
Die Gedenkstätte wird institutionell aus dem Etat der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert, derzeit mit rund 1,4 Millionen Euro im Jahr. Weitere Mittel stellt das Land Niedersachsen bereit. Darüber hinaus unterstützt die BKM finanziell verschiedene Projekte, die die wissenschaftliche Aufarbeitung voranbringen und die historisch-politische Bildungsarbeit stärken. Träger ist die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.