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Provenienzforschung und Digitalisierung

Thema: Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten

Um die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte voranzutreiben, unterstützt die Bundesregierung die Provenienzforschung sowie die Digitalisierung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. Ziel ist es, fragliche Bestände so der breiten Öffentlichkeit und auch möglichen Anspruchstellern aus den Herkunftsländern und -gesellschaften zugänglich zu machen.

Wissenschaftlerinnen des Museums Association of Namibia und des Ethnologischen Museums in Berlin im Austausch

Wissenschaftlerinnen des Museums Association of Namibia und des Ethnologischen Museums in Berlin im Austausch

Aufgabe der Provenienzforschung ist es, Herkunft, Erwerbsumstände und den Weg, auf dem Kulturgut in Sammlungen geraten ist, wissenschaftlich fundiert nachzuvollziehen. Die Erforschung der Provenienz von Beständen mit kolonialen Kontexten ist ein notwendiger Schritt, um einen verantwortungsvollen Umgang mit diesen Objekten zu finden. Dies geschieht idealerweise in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus den Herkunftsländern und -gesellschaften.

Seit 2019 unterstützt das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste, das von der BKM gefördert wird, die Provenienzforschung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. Aufgabe des Zentrums ist es zum einen, die systematische Aufarbeitung der Herkunft von Sammlungsbeständen und die damit verbundene Grundlagenforschung zu ermöglichen. Zum anderen macht es die Forschungsergebnisse für die Öffentlichkeit zugänglich und trägt zur Vernetzung der internationalen Forschungsgemeinschaft bei.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste.

Digitalisierung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten

Im Koalitionsvertrag haben die Regierungsparteien bekräftigt, die Digitalisierung von kolonial belastetem Sammlungsgut weiter stärken zu wollen. Bereits im März 2019 hatten Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände in den „Ersten Eckpunkten zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ die Digitalisierung der Bestände als ein zentrales Handlungsfeld genannt.

Auf Basis der im Herbst 2020 zwischen Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden vereinbarten Digitalisierungsstrategie wird Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten schrittweise erfasst und digital veröffentlicht. Die Deutsche Digitale Bibliothek stellt mit dem Online-Portal „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ den zentralen Zugang zu digitalisiertem Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in deutschen Kultur- und Wissenseinrichtungen zur Verfügung.

Zum Launch des Portals im Juli 2024 waren Informationen zu mehr als 100.000 Objekten von insgesamt 26 Einrichtungen in Deutschland abrufbar. Das Recherche-Angebot wird fortlaufend ausgebaut und die Anzahl der Objekte in der Datenbank soll stetig vergrößert werden. Ziel des Portals ist es, Transparenz über den Verbleib von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in deutschen Einrichtungen zu schaffen und den Dialog mit den Herkunftsländern und -gesellschaften weltweit zu ermöglichen.

Informations- und Beratungsangebot von Bund und Ländern

Die „Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland“ hat Mitte 2020 ihre Arbeit aufgenommen. Sie ermöglicht es insbesondere Personen und Institutionen aus den Herkunftsländern und -gesellschaften, sich über Bestände von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland zu informieren. Darüber hinaus steht die Kontaktstelle auch bei Fragen zu möglichen Rückführungen und Kooperationen beratend zur Seite.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland und auf der Website der Kulturstiftung der Länder.

Leitfäden des Deutschen Museumbundes

Hilfestellung für die praktische museale Arbeit sowie den Umgang mit möglichen Rückgabeforderungen gibt der „Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“. Der Leitfaden, dessen dritte Fassung 2021 erschienen ist, soll Verantwortliche in den Museen für das Thema sensibilisieren und praktische Handlungsempfehlungen für deren Arbeit geben.

Auch ein überarbeiteter Leitfaden „Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen" des Deutschen Museumsbundes wurde 2021 veröffentlicht.

Die Leitfäden wurden von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert und stehen auf der Website des Deutschen Museumsbundes zum Herunterladen bereit.

Weitere geförderte Projekte und Einrichtungen

Zahlreiche weitere von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Einrichtungen tragen zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialvergangenheit bei. Das Deutsche Historische Museum hat zum Beispiel den Bereich zur deutschen Kolonialzeit in seiner Dauerausstellung grundlegend überarbeitet und um eine differenzierend-kritische Perspektive erweitert.

Fast vollständig digitalisiert und online gestellt sind die Aktenbestände des Reichskolonialamtes im Bundesarchiv. Dadurch können sie insbesondere auch für die Provenienzforschung zu Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten herangezogen werden.

Die Kulturstiftung des Bundes hat von 2018 bis 2022 die „Initiative für Ethnologische Sammlungen“ gefördert, in der es um die Entwicklung neuer Dauerausstellungen ging, die verstärkt auch die Position der Herkunftsgesellschaften bei der Präsentation und Erforschung kolonialen Sammlungsguts zur Geltung bringen.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg setzt sich in einem vom Bund geförderten Ausstellungsprojekt im Schloss Charlottenburg mit dem Thema Kolonialismus auseinander. In einer Sonderausstellung werden die Kontinuität und der Wandel von Denkmustern und Machtstrukturen am Hof im Kontext zeitgenössischer Diskurse erfahrbar gemacht.

Stand: Donnerstag, 14. November 2024

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