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Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, ist in dieser Woche mit der Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, im Leo-Baeck-Haus zu einem Gespräch über die Debatte rund um die documenta fifteen zusammengekommen.
In dem guten und konstruktiven Gespräch brachte Dr. Schuster das Anliegen des Zentralrats zum Ausdruck, eine ehrliche und differenzierte Debatte über Antisemitismus und Feindlichkeiten gegen Israel zu führen. Eine solche differenzierte und ausgewogene Debatte wäre aus Sicht des Zentralrates mit der von der documenta geplanten Gesprächsreihe nicht gegeben gewesen. Zudem sei der Zentralrat von der documenta in Bezug auf die Gestaltung dieser Gesprächsreihe nicht eingebunden gewesen.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth machte deutlich, dass sie die von Herrn Dr. Schuster angesprochene Kritik, seine Sorgen und Anliegen in Bezug auf die documenta sehr ernst nimmt.
Der Präsident des Zentralrates der Juden Dr. Josef Schuster und Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklären gemeinsam nach dem Treffen:
„Wir sind gemeinsam der Überzeugung, dass die documenta wichtig ist für Deutschland und für die Kunst weltweit. Sie erhält hohe Aufmerksamkeit und hat große Ausstrahlung als eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen. Deutschland hat eine besondere Verantwortung im Kampf gegen den Antisemitismus. Von daher ist auch eine besondere Sensibilität gefragt, wo es um Diskurse auf der und rund um die documenta geht.
Wir sind uns einig, dass Antisemitismus in seinen unterschiedlichsten Formen keinen Platz in Deutschland und weltweit haben darf, auch nicht auf der documenta.
Zugleich müssen wir feststellen, dass der bisherige Versuch einer konstruktiven öffentlichen Debatte gescheitert ist.
Wir sehen uns gemeinsam in der Verantwortung, durch vertrauliche Gespräche mit Expertinnen und Experten sowie mit den Verantwortlichen der documenta hierfür wieder die Grundlage zu schaffen.
Der klare Einsatz gegen Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Formen und der Schutz der Kunstfreiheit, aber auch die Frage ihrer Grenzen müssen gemeinsam und unter Bezug sowohl auf Deutschland als auch die internationale Dimension erörtert werden. Dazu gehören auch das Gespräch und die Debatte über postkolonialistische Diskurse und das bei manchen dahinter stehende Bild von Israel und antisemitische Tendenzen.
Darüber hinaus haben wir uns auch über Tendenzen von Boykotten gegen israelische Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturschaffende in Deutschland ausgetauscht, die uns gemeinsam mit Sorge erfüllen. Wir haben eine enge Zusammenarbeit vereinbart, um dem gemeinsam entgegenzutreten.“