Die Kulturstaatsministerin würdigte in ihrem digitalen Grußwort den unverzichtbaren Beitrag von Übersetzerinnen und Übersetzern für den kulturellen Austausch in Europa. „Was wüssten die Europäer übereinander, was wüsste die Welt über sich, ohne literarische Übersetzungen? Weltliteratur? – Es gäbe sie nicht“, so Claudia Roth. Gerade die Arbeiten der diesjährigen Preisträgerinnen zeigten, dass Übersetzen in und aus europäischen Sprachen immer auch eine Arbeit an Europa sei.
Preis für beste Übersetzung für Agnese Grieco
Die Auszeichnung ging in diesem Jahr an drei Frauen, die aus dem Deutschen ins Italienische übersetzen.
Den mit 10.000 Euro dotierten Preis für die beste Übersetzung erhielt die in Berlin lebende Autorin, Übersetzerin und Regisseurin Agnese Grieco für ihre Übertragung von Anne Webers zeitgenössischem Versepos „Annette. Ein Heldinnenepos“. Grieco „wählt einen Grad an Freiheit, der es ihr ermöglicht, eine kunstvolle, rhythmische, versartige, doch leicht fließende Prosa zu schreiben, die auch einer italienischen Leserschaft diese an historischem, politischem und menschlichem Interesse so reichhaltige Erzählung nahebringt“, heißt es in der Jurybegründung.
Margherita Carbonaro für Lebenswerk ausgezeichnet
Der ebenfalls mit einer Prämie von 10.000 Euro verbundene Preis für das Lebenswerk ging an die italienische Übersetzerin Margherita Carbonaro. Neben Klassikern der Moderne wie Thomas Manns „Lotte in Weimar“ hat sie die Werke zahlreicher zeitgenössischer Autorinnen und Autoren für das italienische Lesepublikum erschlossen, darunter auch das Werk der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. Vom Erstlingswerk bis zu den neueren Romanen sei es Carbonaro gelungen, „den lyrisch mitunter harten Stil der Autorin, seinen Reichtum an Metaphern, Redewendungen und surrealen Traumvisionen wiederzugeben“, so die Jury.
Förderpreis für Dafne Graziano
Mit dem Förderpreis wurde Dafne Graziano prämiert. Die in Rom lebende Literaturwissenschaftlerin überzeugte die Jury mit ihrer Übersetzung der Erzählung „Hochmut“ von Eva Menasse. Darin treffe sie „genau die subtile Ironie und den mitunter liebevoll spöttischen Tonfall“ der Prosa der österreichischen Autorin. Der undotierte Preis ist mit einem Stipendienaufenthalt im Literarischen Colloquium in Berlin verbunden.
Preisverleihung in der Villa Massimo
Die Auszeichnung wurde in diesem Jahr turnusmäßig in der Villa Massimo in Rom vergeben. Im Garten der Villa kamen der italienische Kulturminister Dario Franceschini, die drei Preisträgerinnen und rund hundert Gäste zusammen. Kulturstaatsministerin Roth war per Videokonferenz live aus Berlin zugeschaltet.
Mit dem Deutsch-Italienischen Übersetzer-Preis zeichnet die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien seit 2008 gemeinsam mit dem italienischen Kulturministerium herausragende Übersetzungen aus dem Italienischen ins Deutsche und aus dem Deutschen ins Italienische aus. Der Preis wird alternierend in Rom und Berlin verliehen. Zwei unabhängige Jurys wählen die Preisträgerinnen und Preisträger aus. In den Jahren zwischen den Preisverleihungen finden Übersetzerworkshops in Rom und Berlin statt.