Im besetzten Europa wurden während des Nationalsozialismus etwa 500.000 Sinti und Roma ermordet. Zigtausende von ihnen wurden zwischen 1943 und 1945 nach Auschwitz verschleppt und dort mit ihren Familien Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Grundlage war ein Erlass, den Heinrich Himmler, Reichsführer und Rassen-Ideologe, vor genau 80 Jahren unterschrieb.
Für einen festen Platz in unserer Erinnerungskultur
Die Perversion dieser mörderischen Bürokratie werde heute vor allem fassbar in den Berichten der Menschen, die überlebten, die mit ihren Erinnerungen leben mussten und über ihre Erfahrungen gesprochen haben, erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei der Gedenkfeier in der Gedenkstätte Sachsenhausen.
Roth erinnerte an Überlebende wie Zilli Schmidt, Mano Höllenreiner, Philomena Franz. Ihre und die Geschichten aller andere Opfer gäben uns eine Verantwortung auf, die nicht vergehe. Viel zu lange seien die Sinti und Roma als Opfergruppe kaum wahrgenommen worden, stellte Roth fest und betonte. „Sie müssen endlich einen festen Platz in unserer Erinnerungskultur und -politik haben.“
Im Konzentrationslager Sachsenhausen kamen Zehntausende Häftlinge durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen um oder wurden Opfer von systematischen Vernichtungsaktionen der SS. Seit 2005 erinnert dort ein neu gestalteter Gedenkort an die Opfer und dokumentiert die Geschichte des Lagers zwischen 1941 und 1989. Als Teil der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wird die KZ Gedenkstätte Sachenhausen von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und dem Land Berlin gefördert. Weitere Informationen finden Sie hier.
Roth: Es geht um Anerkennung, Teilhabe und Gleichberechtigung
Sinti und Roma lebten seit 600 Jahren unter uns, sie seien ein Teil unserer vielfältigen Gesellschaft, so die Kulturstaatsministerin. „Und dennoch gab und gibt es, auch heute noch: Vorurteile, üble Nachrede, Abgrenzung und Ausgrenzung, nichts davon war je wirklich verschwunden.“. Es sei in höchstem Maß alarmierend, wenn Studien belegten, dass knapp ein Drittel der Bevölkerung rassistische Vorurteile gegen Sinti und Roma habe.
Um dem zu begegnen brauche es mehr Miteinander, mehr kulturelle und politische Bildung, mehr Aufklärung und mehr Begegnungen mit Sinti und Roma, erklärte Roth. Vor allem anderen gehe es um „Anerkennung, um Teilhabe und Gleichberechtigung“, so ein Fazit der Kulturstaatsministerin.