In Vertretung von Bundeskanzler Olaf Scholz, der kurzfristig nach Israel gereist ist, hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth die 75. Frankfurter Buchmesse eröffnet. Roth erinnerte an die erste Frankfurter Buchmesse vor 75 Jahren. Nach den Verheerungen des Nationalsozialismus habe sie zum ersten Mal als Marktplatz der Worte, der Schriften und der Lesarten zum demokratischen Austausch und wechselseitigen Verständnis eingeladen.
Roth: Wir stehen an der Seite Israels
„Wie bitter nötig beides ist, zeigt sich in diesen Tagen, in denen die Barbarei des Terrors erneut jede Grundlage für ein menschliches Miteinander zu zerstören droht“, sagte Roth weiter. „Dieser Angriff auf Frauen, Männer und Kinder in Israel ist ein Angriff auf die Menschlichkeit. Wir verurteilen diesen Terror zutiefst und stehen in voller Trauer und Schmerz an der Seite Israels.“
Mit Blick auf die Anschläge in Israel haben die Veranstalter kurzfristige Programmänderungen angekündigt. „Terror darf niemals siegen, deshalb wollen wir jüdische und israelische Stimmen auf der Buchmesse nun besonders sichtbar machen“, so Jürgen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.
Solidarität mit Israel
Unter anderem ist für Mittwoch eine Podiumsdiskussion des PEN Berlin mit dem Titel „Aus Sorge um Israel“ geplant. Dort wird sich im Anschluss auch Roth mit Autorinnen und Autoren austauschen. Auf dem Programm stehen außerdem ein Gespräch mit dem Historiker und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, sowie ein Aufritt der in Tel Aviv und Berlin lebenden Autorin und Friedensaktivistin Lizzie Doron.
Gastland Slowenien
Am Mittwoch wird Kulturstaatsministerin Roth gemeinsam mit ihrer slowenischen Amtskollegin Asta Vrečko den Pavillon des diesjährigen Gastlandes offiziell eröffnen. Slowenien stellt seine vielfältige Literaturlandschaft unter dem Motto „Waben der Worte“ auf der Buchmesse vor. Herzstück ist die Ausstellung „Books on Slovenia“.
Die beiden Kulturministerinnen werden bei dieser Gelegenheit das „Ljubljana Manifesto“ vorstellen, das die Bedeutung des Lesens unterstreicht. Unterstützt wird das Manifest von internationalen Organisationen aus dem Bereich der Literatur wie dem PEN International und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Die erste Frankfurter Buchmesse fand 1949 statt. Heute ist sie die größte Buchmesse der Welt, sie gilt als zentraler Branchentreff und eines der wichtigsten Foren für die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Messe rund 4.000 Ausstellerinnen und Aussteller aus 95 Ländern.
Rundgang der Kulturstaatsministerin
Auf dem Programm der Kulturstaatsministerin stehen anschließend weitere Stationen: Im Rahmen eines vom PEN Berlin organisiertes Panels zum Thema „Hoffnung für Russland: Irgendwer, irgendwie, irgendwann?“ wird es zunächst um die Frage gehen, ob Russland eines Tages zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit findet und welche Rolle Literatur und Sprache dabei spielen können.
Anschließend wird Roth den Messestand der Ukraine besuchen. Dort wird ein deutsch-ukrainisches Projekt vorgestellt, das den Austausch zwischen deutscher und ukrainischer Literaturbranche stärken soll. Am Mittwochnachmittag setzt Roth ihren Rundgang mit Besuchen der Messestände ausgewählter deutscher Verlage fort.
KulturPass auf der Messe
Die Kulturstaatsministerin und ihre Behörde sind in diesem Jahr zum ersten Mal selbst mit einem Stand auf der Frankfurter Buchmesse vertreten. Dort stellen sie unter anderem den KulturPass vor - ein besonderes Angebot für alle in Deutschland lebenden 18-Jährigen. Sie können mit dem Kulturpass für einmalig 200 Euro unter anderem Konzert-, Kino- und Theaterkarten sowie Bücher erwerben – oder auch ermäßigte Eintrittskarten für die Buchmesse.
Friedenspreis des deutschen Buchhandels
Zum Ende der Buchmesse am kommenden Sonntag wird traditionell der Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen. Ausgezeichnet wird in diesem Jahr der indisch-britische Autor Salman Rushdie. Er gelte als einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Freiheit des Denkens und der Sprache, so die Begründung der Jury. Die Preisverleihung findet am 22. Oktober in der Frankfurter Paulskirche statt.