Am 4. November 2011 enttarnte sich die rechtsextremistische Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ selbst, nachdem sich zwei Mitglieder getötet hatten. Zuvor hatte der NSU zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen aus rassistischen und rechtsextremistischen Motiven ermordet und zahlreiche Mordversuche, Raubüberfälle und Sprengstoffanschläge unternommen.
Der NSU agierte nicht allein: Mithilfe eines Netzwerkes an Unterstützerinnen und Unterstützern konnte die Terrorzelle in Chemnitz und Zwickau von 1998 bis zu ihrer Selbstenttarnung ein weitgehend unbehelligtes Leben im Untergrund führen.
Ergebnis zivilgesellschaftlichen Engagements
Vor diesem Hintergrund setzen sich Menschen in beiden Städten seit vielen Jahren dafür ein, den Opfern dieser Verbrechen angemessen zu gedenken und im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex für eine zukunftsgerichtete Aufklärungs- und Bildungsarbeit zu sorgen.
Vor allem als „Gedenk- und Lernort“ versteht sich deshalb das Dokumentationszentrum, das aktuell in Chemnitz zum NSU-Komplex realisiert wird. Es ist als interaktives Zentrum konzipiert, das Wissen bewahrt, sich der politischen Bildung widmet und die Forschung fördert. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Zusammenarbeit mit Angehörigen und Betroffenen, die bereits aktiv in den Entwicklungsprozess einbezogen werden.
Roth: Perspektive der Betroffenen einbeziehen
„Die konsequente Aufarbeitung all der Dimensionen der NSU-Mordserie und das angemessene Erinnern an die Opfer, das auch die Perspektive der Betroffenen einbezieht, muss Teil der deutschen Erinnerungskultur sein“, erklärte Claudia Roth bei ihrem Besuch in Chemnitz.
Die Kulturstaatsministerin informierte sich dort anlässlich des 13. Jahrestags der Selbstenttarnung des NSU über das Zentrum, das im Mai 2025 im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres eröffnet werden soll. Der Bund fördert dieses Projekt aus dem Kulturhaushalt mit zwei Millionen Euro.
Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die im Rahmen des Pilotvorhabens in Chemnitz gewonnen würden, seien für das vom Bund geplante NSU-Dokumentationszentrum von großer Bedeutung, betonte Roth. Das Chemnitzer Pilotprojekt gilt als „Labor“ für das geplante bundesweite Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex, für dessen Gründung als Stiftung zurzeit die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden.