Vor fast drei Jahren hat Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet. Seitdem trotzen die Ukrainerinnen und Ukrainer diesem Krieg – auch in Odessa, der bedrohten Hafenstadt in der Südukraine. Durch eine enge deutsch-ukrainische Zusammenarbeit konnten im Herbst 2023 insgesamt 74 Werke aus dem Museum für Westliche und Östliche Kunst in Odessa in Sicherheit gebracht und später nach Deutschland überführt werden.
Bereits im Frühjahr 2024 wurden zwölf der Gemälde aus Odessa in der Gemäldegalerie präsentiert. Seit dem 23. Januar ist nun die große Sonderausstellung „Von Odesa nach Berlin. Europäische Malerei des 16. bis 19. Jahrhunderts“ mit 60 Werken aus dem Museum für Westliche und Östliche Kunst in der Gemäldegalerie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu sehen.
Ziel der Ausstellung ist es, das Museum für Westliche und Östliche Kunst in Odessa und seine Kunstschätze einem breiten Publikum zugänglich und somit bekannter zu machen. Das wird auch darin deutlich, dass sich die Berliner Kuratorinnen und Kuratoren dazu entschieden, die ukrainische Schreibweise „Odesa“ im Ausstellungstitel zu verwenden.
Roth: Ein Zeichen der Solidarität und Partnerschaft
„Diese Ausstellung hier mitten in der Hauptstadt ist ein klares Zeichen der Solidarität und der engen Partnerschaft: Wir stehen an der Seite der Ukraine, wir müssen und wir werden sie weiter entschlossen unterstützen“, betonte Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei der Ausstellungseröffnung. Die Gemälde seien nicht nur ein besonderer Kunstgenuss, sie zeigten auch deutlich, dass Odessa und die Ukraine Teil des gemeinsamen europäischen Kulturerbes sind.
Neben der Kulturstaatsministerin waren auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der ukrainische Minister für Kultur und strategische Kommunikation Mykola Tochytskyj zur Ausstellungseröffnung gekommen.
Meisterwerke im Dialog
Die Gemälde, über die das ukrainische Museum für Westliche und Östliche Kunst verfügt, stammen von europäischen Meistern aus dem 15. bis 20. Jahrhundert. Damit ähnelt die Sammlung aus Odessa anderen westeuropäischen Kollektionen, wenngleich sie in Westeuropa weitaus weniger bekannt ist.
Die in der Sonderausstellung gezeigten Werke umfassen Marienbilder, biblische und mythologische Historien, Stillleben, Porträts, Landschaften und Stadtansichten sowie Genrebilder. Sie stammen von Künstlern wie Francesco Granacci, Frans Hals, Cornelis de Heem und Bernardo Strozzi. Diesen Werken werden 25 Bilder der Berliner Sammlungen, vor allem der Gemäldegalerie und der Alten Nationalgalerie, gegenübergestellt. Sie sind entweder thematisch mit den Bildern aus Odessa verbunden oder stammen von denselben Künstlern.
Genau diese Gegenüberstellung ist es, die neue Perspektiven auf kulturhistorische Zusammenhänge eröffnen kann. Zu Beginn der Ausstellung werden außerdem der Entwicklungsprozess des deutsch-ukrainischen Kooperationsprojekts, die Situation des Museums seit Beginn des Angriffskrieges und der zeitgeschichtliche Kontext thematisiert.
Unterstützung in Krisenzeiten
Bereits vor der Ausstellungseröffnung tauschten sich Kulturstaatsministerin Roth und der ukrainische Kulturstaatsminister Mykola Tochytskyj in einem persönlichen Gespräch aus.
Dabei ging es unter anderem um die aktuell laufenden Initiativen und Förderprojekte, durch die Kulturgüter in der Ukraine geschützt, ukrainische Künstlerinnen und Künstler, Medienschaffende und Kreative unterstützt und der Austausch zwischen ukrainischen und deutschen Kultureinrichtungen gefördert werden.
Nach Kriegsbeginn hat der Bund 2022 kurzfristig 20 Millionen Euro zur Unterstützung von Kultur und Medien in der Ukraine aus dem Ergänzungshaushalt bereitgestellt. Die Sonderausstellung in der Gemäldegalerie wird durch die BKM mit bis zu 900.000 Euro gefördert.